Auf dem alten Postweg

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Der alte Postweg von Årrenjarka nach Kvikkjokk

Früher brachten die Bewohner Årrenjarkas im Frühjahr und Herbst, wenn das Eis auf dem Saggat unsicher und das Flusssystem nicht schiffbar war, die Post über die Berge Kassavare (Gássavárre) und Snjejrak (Sjnjierák) nach Kvikkjokk. Die Route des alten Postweges, der auch Kvikkjokks- oder Panoramaleden genannt wird, führt auf einem Teil seines insgesamt 21 km langen Weges von Årrenjarka hinauf zum Stournjåski über den Kassavare und über den Snjerak hinunter nach Kvikkjokk durch das südliche Kvikkjokk-Kabla-Naturreservat.

Einen authentischen Einblick zum Postverkehr zwischen Tjåmotis und Kvikkjokk gibt Gun Mannberg in ihrem Eintrag vom Lördag (Samstag), 13 November 2010 im Blog >> ÅrreNjarka Fjällby.[1]

Der Weg ist gut an einem halben Tag zu durchlaufen. Besser, Sie nehmen sich mehr Zeit, um dem alten Postweg zu folgen und die Schönheit und Stille der Hochebene zu genießen.

Zwischen dem Aufstieg auf den Stuomjäske nahe des Kassavare (Gássavárre) und dem Abstieg vom Snjejrak liegt eine abwechslungsreiche, weitgehend baumlose Hochebene von der man beste Aussichten zu den Bergen des Padjelanta und des Sareks sowie auf das Tal des Saggats hat.

Die ersten 9 km von Årrenjarka bis zum Kahlfjäll auf dem Kassavare (Gássavárre) sind in einem handlichen, kleinen Naturführer "Naturpfad" von Thomas Öberg beschrieben. Die Broschüre erläutert 20 Informationspunkte, die Ihnen (mittlerweile teils verblasst) auf dem Weg begegnen. Das kleine Heft ist in Årrenjarka zu kaufen.


Von Årrenjarka zur Brücke am Waldbach

Die Wanderung beginnt in Årrenjarka und führt nach einem Stück auf der Straße in Richtung Kvikkjokk dann auf einem schmalen Pfad entlang des Baches Årrejåkkå (Oarrejåhkå) und parallel zur Straße bis sich nach etwa zwei Kilometern der Pfad an einer kleinen Holzbrücke gabelt.

Geradeaus begleitet ein unmarkierter Pfad den Årrejåkkå, rechts folgt unser Weg dem alten Postweg über die 2020 reparierte hölzerne Brücke. An der kleinen Holzbrücke über den Bach lohnt eine erste Rast und spätestens hier sollte im Sommer die mitteleuropäische Haut mit einem Mittel gegen die stechenden Plagegeister geschützt werden.


Durch den Kiefernwald zur ersten Rasthütte

Bärenlosung

Von der Brücke geht es ein Stück Bohlenweg durch den lappländischen Mischwald, der, je weiter man kommt, urwaldähnlichen Charakter annimmt.

Anfangs sieht man noch deutliche Spuren von Rodung und lichte Birkenwäldchen und Weiden erobern langsam wieder die kahl geschlagene Stellen. Im weiteren Verlauf wird der Wald immer dichter und alte Kiefern und Fichten bestimmen das Bild.

Viele der Bäume sind mit dunklen Flechten bedeckt, andere stehen nur noch als nadellose Baumgerippe und in der Phantasie wird der Wald mehr und mehr zum Märchenwald.


Durchs alte Heumoor

Nach etwa 3,5 km von Årrenjarka und 1,5 km von der Brücke über den Årrejåkkå erreichen wir den Infopfahl 9 des von Thomas Öberg beschriebenen Naturpfads. Hier zweigt ein kleiner Pfad links zu einer Windschutzhütte mit Feuerstelle oberhalb der etwa 100 m abseits gelegenen Schlucht des Årrejåkkå.

Wer keine Rast einlegen möchte, kann hier geradeaus die nächsten 2,9 km bis zu einer weiteren Schutzhütte mit Feuerstelle am großen Moor Ruska weiter gehen.

Wieder zurück auf dem Hauptpfad führt die Spur nach einigen hundert Metern zu einem Moor, auf dem, wie auch auf anderen Mooren der Gegend, in früheren Zeiten Seggengras geerntet wurde.

Auf dem Moor blühen Wollgräser, Rosmarinheide, Weiden, Läusekraut, Moltebeeren und vieles mehr. Der kleine Hügel am Rand des Moores ist ein guter Platz zum Rasten, wenn das Wegerecht der üblicherweise in Scharen vorhandenen Ameisen beachtet wird.


Der Rastplatz am großen Moor Ruska

Der schmale Bohlenweg über das Moor endet am Beginn eines etwa 2 km langen Waldstücks. Der Pfad wird nun steiniger und man sieht mehrere Blocksenken.

In diesen Mulden legt sich bei Frost Eis unter Felsblöcke und hebt sie so aus dem Boden, beim Abschmelzen rieselt Sand unter die entstandenen Hohlräume. Die Steine "wachsen" so Jahr um Jahr aus dem Boden.

Schließlich öffnet sich wieder der dichte Wald und ein weiteres, noch größeres Moorgebiet mit einer Windschutzhütte, Feuerstelle und sogar einem Plumpsklo liegt vor uns. Wieder teilt sich hier der Wanderweg. In Richtung des hier wieder sichtbaren Årrejåkkå und dem westlich gelegenen Berg Kassavare (Gássavárre) führt der alte Postweg dort weiter hinauf in Richtung Kvikkjokk.

Rechts entlang der moorigen Wiese bietet sich als alternatives Ziel der von hier etwa 2 km entfernte See Kuossaure an. Wenn Sie im Frühjahr und Sommer zum Kuossaure gehen, sollten Sie Gummistiefel (und Mückennetze) dabei haben. Der Pfad dorthin ist besonders im Frühjahr stellenweise sehr sumpfig und schnell wird der empfindliche Moorboden geschädigt, wenn der Pfad verlassen wird.

Die Gegend um das Moor Ruska auf dem Weg nach Kvikkjokk gehört zu unseren Favoriten in Lappland. Trefflich kann man hier am sich beinahe still schlängelnden Årrejåkkå die Seele baumeln lassen. Auch kehrt die Kraft wieder, um dann den stellenweise steilen aber ob seines Pflanzenreichtums großartigen Anstieg zum Kassavare (Gássavárre) anzugehen.


Auf das Kahlfjäll

Hinter der Brücke über den Årrejåkkå beginnt langsam ansteigend und dann steiler werdend der Weg auf die Hochebene am Kassavare (Gássavárre). Am Hang gibt es reichlich Wasser und Nährstoffe für Engelwurz, Milchlattich, Eisenhut, Mädesüß, Linnea, Vergissmeinnicht, Farne und viele andere Pflanzen mehr.

Es blüht und gedeiht im kurzen aber intensiven Sommer Lapplands, der jetzt fast 24 Stunden Photosynthese ermöglicht. Ist der Anstieg geschafft, liegt auch die Baumgrenze hinter uns. Sie liegt hier bei 800 m ü.d.M.. Für die nächsten Kilometer werden Zwergbirken, Weiden, Wacholder und Beeren das Pflanzenbild bestimmen.


Über die Hochebene zur 3. Windschutzhütte

Wir haben nun den Standort des 20. und letzten Informationspfahles auf dem Naturpfad erreicht (die Schrift mit der Zahl an dem noch stehenden Pfahl ist seit Jahren verblichen). Unser weiterer Weg führt auf der Hochebene Richtung Westen nach Kvikkjokk. Hier oben schaffen es nur noch Pflanzen, die Kälte und Trockenheit aushalten. Im lappländischen Frühling und Sommer haben wir hier neben Beeren und Weiden u. a. Diapensie, Alpenazalee, Silberwurz und an einer windgeschützten Stelle den kleinen Schnee-Enzian gesehen.

Bis zur nächsten, der nunmehr dritten Windschutzhütte auf unserem Weg, bietet sich dem Wanderer ein grandioses Bild skandinavischer Fjälllandschaft. Im Frühjahr (Ende Mai, Juni) bestimmt von rotbraunen Farbtönen, im Sommer (Juli bis Ende August) vom leuchtenden Grün mit goldenen Tupfen der Goldrute und Trollblume und im Spätsommer und Herbst berauscht das flammende Rot der kleinen Beeren- und Weidenblätter und das Goldrot der Birkenblätter in den Niederungen die Sinne.

Bis zur nächsten Windschutzhütte ist ein größeres, teils verstegtes Moorgebiet zu durchqueren. Besonders im Frühsommer ist hier wasserfestes Schuhwerk sinnvoll, oder man umgeht weiträumig die Feuchtstellen.

In unmittelbarer Nähe zur Windschutzhütte, deren Feuerstelle durch einen Brand leider zerstört ist, lohnt es sich an einem kleinen Bach nochmals Wasser nachzufüllen.


Über den Sjnjerák nach Kvikkjokk

Bergsee auf dem Snjejrak

Bergsee auf dem Snjejrak

Die letzte Etappe führt uns durch lichten Birkenwald entlang zweier großer Moorseen zum Osthang des Sjnjerák. Kleine Birkenwäldchen wechseln hier mit baumlosen Heideflächen.

Bis Kvikkjokk sind es aber noch etwa 5 km und nach einem nicht sehr steilen Anstieg sehen wir bereits die Rasthütte am kleinen Bergsee auf dem Sjnjerák. Der kleine, fast runde Bergsee auf dem Sjnjerák lädt nochmals zu einer letzten größeren Pause vor dem Abstieg nach Kvikkjokk ein.

Vor einigen Jahren haben wir am Bergsee eine Truppe schwedischer Soldaten und Soldatinnen gesehen, die hier oben mit mehreren Zelten ihr Lager aufgeschlagen hatten und im kargen Terrain ihre Leibes- und sonstigen Übungen veranstalteten. Wundern sie sich also nicht, hier oben auf die schwedische Verteidigungsbereitschaft zu treffen.

Vom Bergsee bietet sich noch einmal die Gelegenheit, den nördlich gelegenen Gipfel des Sjnjerák zu erwandern. Der Gipfel ist ohne Mühen und mit wenig Steigung nach etwa 2 km erreicht. Von dort hat man einen prächtigen Blick auf die, auch im Sommer, schneebedeckten Gipfel des Sarek Nationalparks

... es war einmal. Einkaufen geht nur noch in der Fjällstation

Wer einen Blick in den Padjelanta werfen möchte und das Kvikkjokksdelta von oben sehen will, der geht den kleinen Umweg über den sogenannten Aussichtspunkt auf dem Weg nach Kvikkjokk. Wobei erwähnt werden sollte, dass der Ausblick vom Prinskullen auf das Delta durchaus beeindruckender ist. 

Der weitere Abstieg nach Kvikkjokk geht entlang von drei Raststellen über einen meist sehr steinigen Pfad durch den Bergwald. Den Ort erreichen Sie am Waldrand nahe des Zeltplatzes den Endpunkt der Wanderung auf dem alten Postweg. 


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Textverweise

[1] Der Pfad von Årrenjarka über das Fjäll bis nach Kvikkjokk wird touristisch als Alter Postweg beschrieben. Aus Gesprächen mit Ortskundigen können wir aber davon ausgehen, dass der historische Postpfad nur mit einem Teil des heutigen Alten Postweges übereinstimmt.

Einen authentischen Einblick zum Postverkehr zwischen Tjåmotis und Kvikkjokk gibt Gun Mannberg in ihrem Eintrag vom Lördag (Samstag), 13 November 2010 im Blog ÅrreNjarka Fjällby. Weitere schriftliche Quellen sind uns dazu leider nicht bekannt.

Einen Anhaltspunkt geben auch Michael Möbius und Annette Ster in ihrem Buch „Lappland“ aus der Reihe „Richtig wandern“, wo sie die Wanderung nach Kvikkjokk als Panoramaleden bezeichnen, der 1991 eingerichtet wurde. (Möbius, Michael und Ster, Annette: Lappland: Norwegen – Finnland – Schweden; Köln, DuMont, 1991, S. 206ff; nur noch gebraucht/antiquarisch erhältlich).


Letzte Aktualiserung am 21.03.2024

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